CRUSTA10 – Österreichische Flusskrebszucht
FRESHWATER CRAYFISH HATCHERY AUSTRIA
Astacus - Austropotamobius - Pacifastacus - Astacidae, Cambaridae, Parastacidae

Krebspest

DIE KREBSPEST (Aphanomyces astaci):

Wie der deutsche Name schon andeutet handelt es sich bei dieser Pilzerkrankung*   um eine äußerst gefährliche Seuche. Die europäischen Krebsarten (und wahrscheinlich alle Arten der Welt ausser die nordamerikanischen Vertreter) sind für diese Infektion hoch empfänglich und die Krankheit verläuft rasch und mit hoher Mortalität bis zu Totalausfällen ganzer Populationen.

*man spricht von einer Pilzerkrankung – diese Organismen sind sogenannte Eipilze aus der Gruppe der Oomyceten, wobei nicht ganz klar ist, ob es sich nicht eigentlich um eine „parasitische Braunalge“ handelt – auf dieser „Stufe des Lebens“ ist eine genaue Abgrenzung trotz Molekulargenetik anscheinend nicht so einfach…

Wo kommt die Krebspest her?

Vermutlich wurde dieser Erreger mit infizierten, nordamerikanischen Krebsen in der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts nach Europa eingeschleppt, wo er sich, ausgehend von der Lombardai (Norditalien) über ganz Europa bis weit nach Rußland hinein ausbreiten konnte. Seit diesem Zeitpunkt treten bis heute immer wieder Massensterben auf, deren Ursache die Krebspest ist. Allerdings ist nicht jedes Krebssterben zwingend ein Krebspest-Ereignis. Es gibt leider auch andere Ursachen (z.B. Vergiftungen) dafür.

Wie erfolgt die Ansteckung?
Die Krebse werden durch Zoosporen, die sich mit einer Geißel fortbewegen können, infiziert. Schon einen Tag nach der Infektion kann man Veränderungen des Verhaltens am Wirtstier, so es sich um europäische Krebse handelt, feststellen. Die Tiere kratzen sich vermehrt, dann folgen Lähmungserscheinungen, sie erschlaffen zusehends und werfen einzelne Gliedmaßen ab. Nach wenigen Tagen tritt der Tod ein. Somit muß sich der Pilz einen neuen Wirt suchen, bildet Zoosporen welche ausschwärmen, denn er kann nur wenige Tage ohne Krebs überleben. Auch die Schwärmsporen selbst haben nur wenige Tage Zeit, einen neuen Wirt zu finden. Dann sterben sie ab. Der Parasit bildet keine Dauerstadien.

Amerikanische Krebsarten (Cambaridae + und die Gattung Pacifastacus) sind gegen diese Krankheit widerstandsfähiger. Sie haben in Koevolution über lange Zeiträume gelernt, mit diesem Pilz zu leben. Sie tragen daher zur Verbreitung der Krebspest bei. Der Pilz wird in ihrem Körper eingekapselt und kann nicht ungehindert wachsen. Erst wenn bei der Häutung oder durch mechanische Einwirkungen (bei Kämpfen oder Feindattacken) der Panzer zerreist können Sporen ins Wasser gelangen und neue Infektionen hervorrufen. Man kann also mit völlig gesund erscheinenden Tieren diese Seuche übertragen. Auch wenn der befallene Krebs aus anderen Gründen stirbt, muss sich der Pilz einen neuen Wirt suchen. Auch amerikanische Krebsarten können an der Krebspest sterben, wenn andere Krankheiten gleichzeitig auftreten und sein Immunsystem dadurch „überlastet“ wird. Beim Signalkrebs Pacifastacus leniusculus ist dies bereits nachgewiesen.

Aber nicht nur mit lebenden Krebsen ist eine Übertragung möglich. Auch mit anderen Wasserlebewesen wie Schnecken, Muscheln, Fischen aber auch Wasserpflanzen und dem Wasser selbst sowie mit feuchten Netzen und Behältnissen, selbst mit feuchter Badekleidung können die Sporen transportiert werden. Eine tatsächliche Infektion hängt dann aber von vielen Faktoren ab, wie Wassertemperatur, Dichte von möglichen Wirtstieren (Flusskrebsen), Anzahl der verbrachten Sporen, Wasserchemismus etc….

Gibt es eine Behandlung dieser Krankheit?
Es gibt für diese Krankheit keine Behandlung. Einzig allein die Vorbeugung ist eine wirksame Möglichkeit. Dazu ist eine möglichst breite Aufklärung notwendig, um auf die Gefahren hinzuweisen. Allerdings ist es sehr schwierig, alle jene zu erreichen, die zu einer Verbreitung der Krebspest unwissentlich beitragen können. Neben den Fischereiausübungsberechtigten und den Aquarianern kommt ja jeder Naturfreund und Gartenteichbesitzer in Frage.

Oft werden in der Annahme, etwas „ökologisches“ zu tun, Krebse im Gartenteich ausgesetzt. Man sieht sie auf irgendeinem Markt im Verkaufsaquarium, weiß nur, daß Krebse gefährdet sind und ohne sich Gedanken über die verschiedenen Krebsarten aus aller Welt zu machen werden dann Tiere gekauft und eingesetzt. Egal, ob es sich dabei um einheimische oder andere Krebse handelt, sie sind meist infiziert. (siehe auch Aquarienseite).
Die meisten „unerklärlichen“ Krebssterben sind auf solche unsachgemäßen Besatzmaßnahmen zurückzuführen (bei chemischen Unfällen oder Sauerstoffmangel in Gewässern findet man auch tote Fische und verendetet Insektenlarven sowie Kleinkrebse wie Amphipoda etc., bei Krebspeststerben nur tote Flusskrebse).

Hoffnungsschimmer!

Seit dem Auftreten der Krebspest in Europa gab es immer wieder Meldungen, dass einige Edelkrebse solche Krebspestwellen überlebt haben. Lange Zeit war nicht klar, aus welchen Gründen, auch sind nach solchen Berichten keine „Erfolgsmeldungen“ gefolgt die über allfälligen Wiederaufbau von Populationen Auskunft gaben. Erst in jüngster Zeit gibt es belastbare Fakten über erste Edelkrebspopulationen die trotz Krebspestinfektion nicht total zusammenbrechen und mit dieser Krankheit zu leben gelernt haben – ähnlich wie ihre amerkikanischen Verwandten. Wie sich dieser Aufbau einer größeren Widerstandfähigkeit weiter entwickelt muss genau beobachtet und wo möglich auch durch unser Eingreifen unterstützt werden. Aber es ist ein Hoffnungsschimmer dass auch unsereheimischen Krebse lernen könnten, mit dieser Krankheit umzugehen.