CRUSTA10 – Österreichische Flusskrebszucht
FRESHWATER CRAYFISH HATCHERY AUSTRIA
Astacus - Austropotamobius - Pacifastacus - Astacidae, Cambaridae, Parastacidae

Krebse, Krabben und Garnelen im Süßwasseraquarium

Krebse, Krabben und Garnelen

von Hans Gonella
Bede Verlag
(ISBN 3-931-792-87-0)

Ein Buch, das sehr informativ und engagiert beginnt, einen guten Überblick über die Krebstiere (Systematik) vermittelt und richtig Interesse für diese Tiergruppe weckt. Es ist mit qualitativ hochwertigen Fotos ausgestattet und erwähnt auch die Problematik der Krebspest. Leider sind bei der Benennung von Fotos und bei Artbeschreibungen schwerwiegende Fehler passiert, welche die lobenswerten Bemühungen zur Aufklärung der Aquarianer in Bezug auf die Krebspest zunichte machen. Auch ist manches bei den Ansprüchen der Arten wohl ein wenig „durcheinander“ gekommen. 

Buchbesprechung  –  Kritikpunkte:

Seite     21
rechte Spalte:
Triops cancriformis wird bis zu 11 cm groß, lebt max. 12 Wochen, ist völlig unproblematisch zu halten und kann sehr wohl (wenn man die Trockenperioden nach dem Absterben simuliert) „dauerhaft“ im Aquarium gehalten werden. Es ist aus Naturschutzgründen absolut nichts dagegen einzuwenden, wenn man keine Tiere aus der Natur entnimmt und keine entläßt!

linke Spalte:
„Dort wo Seerosen wachsen, kommen keine Sumpfkrebse vor“ könnte wohl besser heißen, wo Sumpfkrebse vorkommen, gibt es keine Seerosen.

Das man keine roten Sumpfkrebse in Gartenteiche setzen soll, weil sie die Seerosen fressen ist nicht der einzige und vor allem nicht der wichtigste Grund!

Seite     22
„die heimischen Arten der Flusskrebse stehen unter Schutz“. Dies ist eine sehr allgemeine Aussage, die je nach Staat und Bundesland stark variiert. In Deutschland und Österreich unterliegen die Flusskrebse dem Fischereirecht und es wäre „Fischdiebstahl“, Krebse zu entnehmen. Das gilt übrigens in einigen Landesfischereigesetzten für ALLE Wasserbewohner, also auch für Insekten und Wasseflöhe etc.! Kein mir bekanntes Fischereigesetzt verbietet die Haltung von Flusskrebsen in Aquarien, wie auch, denn Fischereigesetzte gelten nur für öffentlich-rechtliche Gewässer.
Wenn irgendwo ein Haltungsverbot besteht, dann ist es auch für australische Arten „zu Recht“, denn neben der Krebspest haben wir es besonders bei den „Australiern“ mit verschiedenen Microsporiden zu tun, deren Auswirkungen auf die heimische Krebsfauna nicht abzuschätzen sind.
Einzig zulässiger Schluß: keine, absolut     K E I N E     Flusskrebse aus dem Aquarium- oder Speisekrebshandel ins Freiland (Gartenteich oder Freigewässer) aussetzten!
 
Seite     36
Linke Spalte:
Es lassen sich alle einheimischen Arten im Aquarium pflegen und auch vermehren, wenn man es richtig macht. Der Steinkrebs heißt jetzt übrigens Austropotamobius torrentium und er läßt sich von allen heimischen Arten wegen seiner Kleinheit, seiner geringen innerartlichen Agressivität und seiner Angepaßheit auf kleine Wasserkörper eigentlich am besten halten und vermehren.
Rechte Spalte:
Das Alter der einheimsichen Krebse ist sehr unterschiedlich, beim Edelkrebs über 15 Jahre

Seite     37
Linke Spalte:
Galizierkrebs: Sie sind heute noch der am häufigsten gehandelte Speisekrebs im deutschen Sprachraum, er ist nur in der Türkei seltener geworden (durch Einschleppen der Krebspest und Übernutzung). Kommt aber in Mengen aus anderen „Oststaaten“.
Temperaturangaben bei heimischen Krebsen entsprechen nicht den Tatsachen. man muß bei Tieren aus gemäßigten Klimazonen die Sommer – Min/Max und die Winter Min/Max  Temperaturen angeben. Wenn z.B. der Edelkrebs ganzjährig bei 18-20° C gehalten wird, wird er nicht sehr alt und vermehrt sich sicher nicht! Er braucht tiefe Wintertemperaturen (unter 5°C) und im Sommer über 16°C damit er sich vermehrt. Auch sind die Tiere bei weit niedrigeren pH Werten als 7-8 in freier Natur anzutreffen!
Wo handelt es sich bei Edelkrebsen um eine geschützte Tierart? (in Österreich und Deutschland nicht!) Sie dürfen (außer von Berechtigten) nicht aus der Natur entnommen werden (siehe weiter oben) wegen der Fischereigesetzte.
Krebse aus dem Speisekrebshandel sind, egal von welcher Art, auch von einheimsichen Arten, fürs Freiland tabu, weil sich die meisten in der Hälterung  mit der Krebspest infiziert haben (können).
In naturbelassenen Gartenteichen ausreichender Größe ist meist schlammiger Grund, dies ist aber keine Voraussetzung für Edelkrebse, denn die mögen keinen Schlamm. Besser sind Verstecke aus Steinen, Rohren, Bruchziegel etc. oder lehmiges Substrat, worin man Höhlen graben kann. Im Schlamm kann man keine Höhle graben und man wird dort keinen Edelkrebs „freiwillig“ finden.
Foto rechts oben : „Jungtier des Edelkrebses (Astacus astacus)“  zeigt einen amerikanischen SIGNALKREBS (Pacifastacus leniusculus) ! So was darf nicht passieren!!
Rechte Spalte:
Amerikanischer Flußkrebs = besser Kamberkrebs, weil unzählige Arten in Amerika in Flüssen leben und deshalb amerikanische Flußkrebse sind.
Die Kamberkrebse dürfen NIE, weder Sommer noch Winter im Gartenteich gepflegt werden, sie sind auch nicht nach 100 Jahren als „heimische Krebsart“ anzusehen, weil sie sonst bald die einzige „heimische“ Krebart sein würden. Man sollte nicht an einer Stelle auf die Gefahren der Krebspest und die Bedrohung der heimischen Krebsfauna hinweisen und an anderer Stelle dieser Vorschub leisten! Der Kamberkrebs hat nicht nur „wahrscheinlich“ zur Ausbreitung der Krebspest beigetragen, sondern tut das auch heute noch und wird von skrupellosen Leuten auch ungeniert als Edelkrebs verkauft!
Dieser Absatz ist in seinen Aussagen so widersprüchlich, daß man sich nur wundern kann.

Seite       38
Linke Spalte:
Roter Sumpfkrebs: 10-20°C , dabei ist 20° schon sehr wenig, wenn bei Edelkrebs 22° steht muß hier wohl 28° stehen, erträgt aber auch Temperaturen darüber. Nicht nur die aus „Nordamerika stammenden Arten vertragen Temperaturen bis zu 4°C“, unsere heimischen brauchen das im Winter sogar. Für den P. clarkii, der das in der Tat leicht verträgt, ist es aber nicht natürlich.
Man kann auch mehrere Männchen in einem Aquarium, selbst unter beengten Verhältnissen halten, Problem ist dann, daß meist die Weibchen auf Dauer keine Überlebenschance haben.
„Selbst die eigenen Jungen werden gefressen“, ist eine Aussage, die auf fast alle Flusskrebse (rühmliche Ausnahme Cambarellus shufeldtii) zutrifft.
Sind Sie nun Pflanzenfresser oder Fleischfresser? Sie sind wie die meisten Flusskrebse Allesfresser, die ihre Vorlieben je nach Alter, Wassertemperatur, Jahreszeit und Angebot ändern.
Rechte Spalte:
Das die roten Sumpfkrebse nicht in Freiland gepflegt werden dürfen wird lobenswerter Weise erwähnt, aber sie sind nicht seit 100 Jahren in Europa, (das hat Mergus im Aquarienatlas 1 fälschlicherweise aufgebracht, weil er dort mit dem Kamberkrebs verwechselt wurde; auch in den Ansprüchen etc.; anscheindend stammt von dort auch die völlig falsche Temperaturangabe für den P. clarkii) sondern 1972/73 erstmals in Spanien!

Seite      39
Signalkrebs:
Niemand hat jemals angenommen, daß der Signalkrebs die Krebspest nicht überträgt, weil er eine Teilresistenz besitzt (ist auch unlogisch). Es war den Leuten ganz einfach egal, man gab dem Edelkrebs keine Chance mehr und wollte (vor allem die Schweden) einen Ersatz für die menschliche Nutzung.
Man nahm vielmehr an, daß er völlig gefeit ist, und erst später zeigte sich, daß beim Zusammenwirken mit anderen Störfaktoren die Krebspest auch beim Signalkrebs (leider viel zu selten) zum Problem werden kann.
Man hätte die „blinkende“ Wirkung der weißblauen Scherengelenke aber auch auf dem Foto auf Seite 37 sehen können, bevor man daneben „Edelkrebs“ hinschreibt!
 
Seite      39 ff
Australische Arten (Cherax)
Der Marron heißt    Cherax tenuimanus , nicht tenuimatus und er hat auch keine durchgefärbten roten Scheren (das Foto auf Seite 64 könnte tatsächlich einer sein). Er ist bereits in Mengen in Europa (als Speisekrebs) und wird auch in Aquarien gepflegt. Er ist überhaupt nicht mit dem Red Claw Cherax quadricarinatus zu verwechseln, weil er fünf Kanten (Leisten = carina) auf dem Kopfteil des Carapax hat und der Red Claw, wie sein Name schon sagt, nur vier (quadri-carina-tus). Wenn nur jede Artunterscheidung so einfach wäre!
Kubakrebs und Zwergflußkrebse:
Hier ist nicht viel auszusetzten.
 
Seite       72 ff
Zucht der Flußkrebse: Hier ist einiges durcheinander gekommen oder aber sehr unpräzise.
Die Eier treten nicht nach der Befruchtung aus den Geschlechtsöffnungen, die auch nicht hinter den Schreitbeinen sondern auf der Coxa der Schreitbeine sitzen, sondern werden nach dem Austreten befruchtet.
Beim Edelkrebs schlüpfen keine Jungkrebse, sondern wie bei allen anderen Flußkrebsen schlüpfen zuerst Larven, die je nach Art nach 1 – 2 Häutungen (also 1 – 2 Larvenstadien) am Muttertier zu fertigen Krebschen werden.
Außerdem dauert die „Tragezeit“ beim Edelkrebs nicht 6 Wochen, sondern mindestens 7 – 8  Monate (Oktober/November bis Mai/Juni).
Die Mutter beim Edelkrebs betreut die Jungschar nicht ein Monat lang, sondern nur einige Tage, denn sie muß intensivst zum Fressen anfangen (sie nehmen auch während der Eiertragzeit im Frühjahr Nahrung zu sich, allerdings nur wenig und unternehmen keine ausgedehnten Nahrungssuchen), damit sie möglichst bald häutet, und da ist es gut, wenn die Jungtiere schon weit weg sind!
Zu den „Blauen“ Krebsen:
von den Australiern gibt es blaue Weibchen und Männchen, zu den „ blauen Florida-Hummern“ kann ich mich nicht aus eigener Erfahrung äußern, da ich
1. weder weiß, ob es tatsächlich P. paeninsulanus ist
2. daß nur Männchen importiert werden.
Ein Bekannter von mir hatte aber diese (angeblich nur Männchen) in Pflege und bekam trotzdem Nachwuchs.
Zur Züchtung von Blauen Krebsen: Bei Edelkrebsen ist die Blaufärbung nicht vererbar, auch wenn beide Elternteile blau sind. Man kann aber leicht blaue Tiere erzeugen, ich weiß bloß nicht, was das für einen Sinn haben soll. Aber es sollen ja auch schon Aquariumfische „buntgespritzt“ werden, damit irgend jemand eine neue Farbvariante teuer verkaufen kann.

Seite      81
Die Krebspest trat erstmals 1860 auf, sie ging von der Lombardei (Norditalien) aus.
Die ersten Kamberkrebse wurden 1890 eingebürgert, und zwar in Norddeutschland, nachdem die Krebspest schon durchgezogen war. Unsere Vorfahren waren zwar in manchen ökologischen Dingen nicht sehr zimperlich, aber selbst damals wäre niemand auf die Idee gekommen, die kleinen Kamberkrebse einzubürgern, wo doch überall die großwüchsigen Edelkrebse da waren. Wie diese Krankheit nach Europa kam ist nicht eindeutig geklärt. Es kann Ballastwasser in Schiffen gewesen sein, mit oder ohne Krebse, dies aber unbeabsichtigt; oder es war ein Aquarianer, der unbedingt einen neuartigen Krebs aus der „Neuen Welt“ haben wollte.
Das es keine „Krebskrankheiten“ gibt, die auf den Menschen übertragen werden, trifft zu. Allerdings können Krebse Überträger (Zwischenwirte) von Parasiten sein, die für den Menschen relevant sind, so z.B. ein Lungenparasit, der in Cambaroides dauricus vorkommt.
Gegen Krebsegel (z.B. gibt es 4 Arten auf dem Edelkrebs; nur eine davon sitzt in den Kiemenhöhlen und kann Irritationen hervorrufen, die anderen sitzten nur oberflächlich auf), falls sie im Aquarium stören, gibt es ganz einfache Mittel.
Zu Krabben und Garnelen möchte ich nicht Stellung nehmen (obwohl verschiedene Arten bei mir gepflegt werden), da ich mir nicht anmaße, genug darüber zu wissen.